Wie wird die kontinuierliche Kompetenzentwicklung bei Mitarbeitern sichergestellt. Der Expertenstandard bündelt das aktuell verfügbare Wissen zum Thema Pflege von Menschen mit Demenz.
Demenzkranke leben oft in Unsicherheit, Bedrohung und Angst. Aus diesem Grund ist die Bindung zu anderen Menschen – ob zu Familienangehörigen oder Pflegekräften – bei dieser Erkrankung sehr wichtig. Der im Mai 2018 erschienene Expertenstandard zur Beziehungsgestaltung in der Pflege bei Demenz konzentriert sich deshalb auf diesen Schwerpunkt und definiert folgende Standardkriterien. Neuer Expertenstandard stellt "Beziehung" in den Mittelpunkt Die Autoren des Expertenstandards "Beziehungsgestaltung in der Pflege von Menschen mit Demenz", der vom Deutschen Netzwerk für Qualitätsentwicklung in der Pflege (DNQP) veröffentlicht wurde, haben den Schwerpunkt "Beziehung" bewusst gewählt. Denn durch die Erkrankung und die damit einhergehende Veränderung von Kommunikation und Interaktion ist insbesondere die Beziehungsgestaltung beeinträchtigt. Die Experten stützen sich auf die Annahme, dass Pflegefachkräfte durch eine gelingende Beziehungsgestaltung die Lebensqualität bei den Betroffenen positiv beeinflussen können.
Deshalb muss besonders auf nonverbale Anzeichen geachtet werden. So zum Beispiel mimische und gestische Reaktionen sowie die Körpersprache oder die Stimme. Pflegende können auch versuchen, über Beobachtung Stimmung und Affekt Beziehung und Interaktion zu Mitmenschen Betätigung und Eingebunden-Sein Anzeichen für das Gefühl der Sicherheit und Geborgenheit zu beurteilen. Entsprechende Indikatoren und Aspekte werden im Expertenstandard beschrieben. Die Ziele Reduzierung von Angst und Unruhezuständen sowie von Apathie und Depressivität ziehen sich durch alle Ebenen. Mit der Anwendung des Expertenstandards ergeben sich für die Einrichtungen auch Veränderungen. So muss zum Beispiel ein personenzentriertes Konzept entwickelt werden. Die Pflegeplanung und Dokumentation ist beziehungsorientiert auszurichten. So werden zum Beispiel Zitate der Personen mit Demenz, die Hinweise auf die vier Beurteilungskriterien geben, dokumentiert. Eine kontinuierliche Praxis von Fallbesprechungen muss etabliert werden.
Ende März 2019 fand ein Workshop des Deutschen Netzwerkes für Qualität in der Pflege (DNQP) zum Expertenstandard "Beziehungsgestaltung in der Pflege von Menschen mit Demenz" statt. Im Zentrum der Veranstaltung standen die Herausforderungen und Erfahrungen sowie die Empfehlung aus der Implementierungsphase. Der Expertenstandard wurde in den Jahren 2016 und 2017 erarbeitet. An der sechsmonatigen Implementierungsphase haben 29 Einrichtungen teilgenommen. Im neuen Expertenstandard stehen nicht die Defizite der Menschen mit Demenz im Vordergrund, sondern deren Bedürfnisse und Lebensqualität. Als zentrales Bedürfnis wird die Beziehung in den Mittelpunkt gerückt. Nicht das WAS ist ausschlaggebend, sondern das WIE. Dazu gehören Zugewandtheit, Aufmerksamkeit, Beachtung der Individualität, Anerkennung, Präsenz. Nach dem Demenzexperten Tom Kitwood können an Demenz Erkrankte nur in der Begegnung mit anderen wieder ein wenig Klarheit über sich selbst erlangen. Wenn dieses "Hilfs-Ich" fehlt, ist verstärkt mit schlechter Lebensqualität und herausforderndem Verhalten zu rechnen.